Verlieren die ÖRM an Vertrauen?

Hintergrund

Vor der Pandemie ist nach der Pandemie: Corona hat auch bei den Medien viel durcheinandergewirbelt. Doch das Vertrauen in die Öffentlich-Rechtlichen Medien bleibt hoch.

Viele verschiedene Menschen vor einem Fernseher

Über zwei Drittel der Bevölkerung haben großes oder sogar sehr großes Vertrauen in die Öffentlich-Rechtlichen Medien.

Die Öffentlich-Rechtlichen Medien sollen eine unabhängige, vielfältige und ausgewogene Berichterstattung von höchster Qualität gewährleisten. Dafür arbeiten sie nach journalistischen und programmlichen Standards, die eine Überprüfbarkeit ermöglichen. Tatsächlich erzielen sie auch weiterhin stabil hohe Vertrauenswerte. Zuletzt äußerten 68 Prozent der Befragten in den regelmäßigen Umfragen des ZDF-Politbarometers sehr großes oder großes Vertrauen in die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Aber es gibt Schwankungen: Das Vertrauen in die Berichterstattung von ARD und ZDF lag im Januar 2016 bei nur 58 Prozent, im Oktober 2020 aber bei 74 Prozent.

Allerdings besteht in Sachen Transparenz und bei der allgemeinverständlichen Erklärung der Aufgaben, Arbeitsweisen, Möglichkeiten und Rahmenbedingungen Nachholbedarf. Dies hat bei manchen Menschen zu dem Eindruck geführt, ihre Lebenswirklichkeit habe mit der Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen Medien nur noch wenig zu tun.

Die zunehmende Lagerbildung seit Beginn der Covid-19-Pandemie hat bei einem Teil der Bevölkerung das Vertrauen in die Medien sinken lassen - zumindest, wenn es um das Reizthema Corona geht. Laut der Studie „Journalismus und Demokratie des Instituts für Journalistik an der TU Dortmund sind 41 Prozent der Bevölkerung der Meinung, die „Glaubwürdigkeit des Journalismus habe durch die Corona-Berichterstattung abgenommen“. Dass sich die Glaubwürdigkeit in der Pandemie erhöht habe, sagen dagegen nur 8 Prozent. Dem widersprechen allerdings die Nutzungszahlen. In der Pandemie haben die klassischen Medien wie die Öffentlich-Rechtlichen und die Tageszeitungen hohe Zuwachsraten erzielt.

In der aktuellen Reformdebatte geht es auch darum, durch eine breite gesellschaftliche Diskussion über eine Neuordnung der Öffentlich-Rechtlichen Medien für eine stärkere Akzeptanz zu sorgen. Dazu hat die Politik einen „Zukunftsrat“ eingesetzt, der Leitplanken für die nächste zehn Jahre entwickeln soll.

 


Von Steffen Grimberg

Cover Öffentlich-Rechtliche Medien

Volker Grassmuck, sehr guter Kenner von Medienlandschaft und -politik, gibt per Frage & Antwort eine Übersicht über Aufgaben und Funktionsweise der Öffentlich-Rechtlichen Medien. Neben den guten Gründen für deren Fortbestand erläutert er auch den Reformbedarf.

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