Der G20-Gipfel und die COP30 fanden in einer Phase starker Belastung des multilateralen Systems statt. Trotz sich vertiefender geopolitischer Gräben gelang es einigen Ländern, insbesondere die Frage der Schuldentragfähigkeit auf der Agenda zu halten.
Der G20-Gipfel 2025 in Johannesburg und die COP30 in Belém fanden zu einem Zeitpunkt statt, an dem das multilaterale System unter ungewöhnlichem Druck steht. Die geopolitischen Spaltungen vertiefen sich, die Großmächte stehen tiefgreifenden Reformen weiterhin skeptisch gegenüber und die Ölstaaten verteidigen nach wie vor den Status quo der fossilen Brennstoffe. Dennoch bildeten sich auf beiden Gipfeln Koalitionen der Willigen mit neuer Entschlossenheit, die die Tragfähigkeit der Verschuldung, Klimaziele und inklusive Entwicklung fest auf der internationalen Agenda verankern.
Diese doppelte Realität – politische Fragmentierung auf der einen Seite, zukunftsorientierte Allianzen auf der anderen – prägte die Ergebnisse in Johannesburg und Belém. Und obwohl keiner der beiden Gipfel die erhofften strukturellen Durchbrüche brachte, wurden doch bedeutende Schritte unternommen, die als Grundlage für die weitere Arbeit dienen können.
G20-Gipfel: Schulden wieder auf der Agenda
Die von Südafrika ausgerichtete G20-Präsidentschaft war eine der klarsten Chancen seit Jahren, um Reformen bei der Staatsverschuldung voranzubringen.
Ein Höhepunkt war die lang erwartete Veröffentlichung des Berichts des südafrikanischen G20-Afrika-Expert*innengremiums. Das Gremium legte eine umfassende Reihe von Empfehlungen zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise vor, darunter:
- eine neue G20-Initiative zur Umschuldung
- die Einrichtung eines Kreditnehmerclubs zur Stärkung der Verhandlungsmacht afrikanischer Länder
- ein transparenter, zeitnaher und koordinierter Mechanismus zur Schuldenbereinigung
- verbesserte Schuldentransparenz und verstärkte Bewertungen der Schuldentragfähigkeit
Der Bericht ist nicht nur aufgrund seiner inhaltlichen Breite bemerkenswert, sondern auch wegen seiner Urheberschaft: Afrikanische politische Entscheidungsträger*innen und Expert*innen formulieren ihre eigene Agenda – und werfen damit die Frage auf, ob dieser Moment den Beginn eines stärker von Schuldnerländern geführten Ansatzes zur Reform der Staatsverschuldung markiert.
Südafrikas beständige Führungsrolle trotz Widerstands
Trotz des Widerstands mehrerer nicht teilnehmender G20-Mitglieder gelang es Südafrika, ein Kommuniqué der G20-Staats- und Regierungschefs zu verabschieden und eigene Prioritäten zu setzen. Zwar wurden keine neuen Mechanismen zur Schuldenregelung eingeführt, aber es:
- bekräftigt es sein Bekenntnis zur Ministererklärung der G20 zur Tragfähigkeit der Verschuldung
- weist auf die hohen Kapitalkosten hin, mit denen gefährdete Volkswirtschaften konfrontiert sind
- nimmt substanzielle Formulierungen zu Ungleichheit, gerechter Energiewende und Klimafinanzierung auf, die im heutigen geopolitischen Umfeld nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden können.
Wie Nana Akufo-Addo und Ulrich Volz in einem Gastbeitrag betonen, verdient Südafrika Anerkennung dafür, dass es die Tragfähigkeit der Verschuldung und die Kapitalkosten in den Mittelpunkt der G20-Beratungen gestellt hat. Sie fordern Europa auf, eine proaktivere Rolle bei der Förderung des Schuldenerlasses und dem Aufbau inklusiver Partnerschaften mit Afrika zu übernehmen.
Auch wenn ehrgeizige Strukturreformen nach wie vor schwer zu erreichen sind, ist es auf dem Gipfel in Johannesburg gelungen, wieder Raum für Schuldenverhandlungen zu schaffen – einen Raum, auf den Kreditnehmerkoalitionen, afrikanische Institutionen und reformorientierte Regierungen nun aufbauen können. Leider ist es unwahrscheinlich, dass die USA unter Donald Trump, die im nächsten Jahr den Vorsitz der G20 übernehmen, in dieser Frage eine Führungsrolle übernehmen werden.
COP30 in Belém: Hohe Erwartungen, harte Realitäten
Die COP30 begann mit einem unerwartet hohen Ambitionen: Mehr als 90 Länder befürworteten einen Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Im Laufe der Verhandlungen verhärteten sich jedoch die bekannten geopolitischen Fronten.
Eine entschlossene Gruppe von Ländern – Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland und Indien – blockierte einen Konsens über jeglichen Verweis auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Letztendlich wurden die ehrgeizigen Roadmaps, die von fortschrittlichen Ländern und vom Klimawandel gefährdeten Staaten vorgeschlagen wurden, im endgültigen Ergebnis der COP namens Mutirão nicht erwähnt und werden nur auf freiwilliger Basis außerhalb des UNFCCC-Prozesses vorangetrieben. Eine führende Rolle übernahm dabei insbesondere die kolumbianische Regierung, die gemeinsam mit den Niederlanden zu einer Konferenz über einen gerechten und geordneten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im kommenden März in Santa Marta, Kolumbien, einlud.
Letztendlich wurden die ehrgeizigen Roadmaps, die von fortschrittlichen Ländern und vom Klimawandel gefährdeten Staaten vorgeschlagen wurden, nur auf freiwilliger Basis außerhalb des UNFCCC-Prozesses vorangetrieben.
Dennoch einigten sich die Verhandlungsführer auf ein Entscheidungspaket, das unter anderem die Verpflichtung zur Verdreifachung der Anpassungsfinanzierung bis 2035, die Einrichtung eines Mechanismus für einen gerechten Übergang, die Anerkennung der Rechte indigener Völker und ein neues Arbeitsprogramm zur Klimafinanzierung umfasst.
Auch wenn dies bei weitem nicht ausreicht, ist es doch ein wichtiges Signal, dass eine Einigung über Klimaschutzmaßnahmen auf internationaler Ebene nach wie vor möglich ist. Ein wichtiger Verhandlungsführer aus Antigua und Barbuda fasste die Stimmung treffend zusammen: „Ich kann nicht sagen, dass wir glücklich sind, aber wir sind dankbar, dass wir in diesem geopolitischen Klima keine Rückschritte gemacht haben.“
Finanzierung: Fortschritte, aber unzureichend für den Bedarf
Die Klimafinanzierung war erneut ein entscheidendes Thema. Die COP30 bekräftigte die neuen Ziele des letzten Jahres – 300 Milliarden Dollar jährlich und ein umfassenderes Ziel von 1,3 Billionen Dollar bis 2035 –, aber es fehlte an Klarheit darüber, wie diese Summen mobilisiert werden sollen.
Ein zentraler Punkt dieser Diskussion – die Baku-Belém-Roadmap– sollte die Lücke zwischen den bestehenden Klimafinanzierungszusagen und den jährlich benötigten Billionen zur Unterstützung von Klimaschutz, Anpassung und Resilienz schließen. Für viele Entwicklungsländer ist dieser Zusammenhang zwischen Schuldenlast und Klimaschutzmaßnahmen nicht abstrakt: Der hohe Schuldendienst schränkt ihre Fähigkeit, in Resilienz, Energiewende und wachstumsfördernde Infrastruktur zu investieren, direkt ein. Indem die Roadmap den Klimafinanzierungsbedarf in diesen makroökonomischen Kontext stellte, bot sie eine seltene Gelegenheit innerhalb der UNFCCC, darüber zu diskutieren, wie Schuldenerlass, verbesserte Liquidität und niedrigere Kreditkosten die Klimafinanzierungsbemühungen ergänzen könnten.
Die COP30 bekräftigte die neuen Ziele des letzten Jahres, aber es fehlte an Klarheit darüber, wie diese Summen mobilisiert werden sollen.
Der Prozess rund um die Roadmap war jedoch schwierig. Sie wurde nur eine Woche vor der COP30 veröffentlicht und stieß sofort auf Bedenken hinsichtlich ihrer Transparenz und ihrer Ausarbeitung außerhalb der formellen Verhandlungsrunden. Einige Länder lehnten die Vorstellung ab, dass die UNFCCC Finanzreformen vorschlagen sollte, die über ihr traditionelles Mandat hinausgehen. Infolgedessen wurde die Roadmap im Endergebnis nur „zur Kenntnis genommen” und in Belém nur minimal diskutiert.
Dennoch bleibt ihre Grundprämisse – dass Klimaziele ohne die Bewältigung der strukturellen Schulden- und Finanzierungsprobleme der Entwicklungsländer nicht erreicht werden können – von entscheidender Bedeutung. Brasilien hat seine Absicht bekundet, die Konsultationen fortzusetzen und den parallelen „Kreis der Finanzminister” einzuberufen, wodurch die Möglichkeit einer weiteren Entwicklung im Jahr 2026 offen bleibt.
Der Aufstieg des Plurilateralismus
Einige der ehrgeizigsten Ideen – der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, Pläne zur Bekämpfung der Entwaldung und umfassendere Finanzreformen – werden nun außerhalb der UNFCCC durch Koalitionen williger Länder vorangetrieben. Dieser Trend ist nicht ideal, spiegelt aber eine pragmatische Reaktion auf die festgefahrenen multilateralen Verhandlungen wider.
UNFCCC-Exekutivsekretär Simon Stiell fasste die allgemeine Entwicklung zusammen: Der globale Übergang zu niedrigen Treibhausgasemissionen und einer klimaresistenten Entwicklung „ist unumkehrbar“. Trotz politischer Widerstände bewegen sich Märkte, Institutionen und viele Regierungen in diese Richtung. Die jährliche COP wird zwar weiterhin eine wichtige Plattform für die Förderung der Klimapolitik sein, doch sind es zunehmend Akteure auf subnationaler, regionaler und lokaler Ebene, die die Umsetzung vorantreiben.
Über Johannesburg und Belém hinaus setzten der EU-CELAC-Gipfel und der EU-AU-Gipfel ein weiteres wichtiges Zeichen. Auf der Vierten Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung (FfD4) aufbauend, bekräftigten die Staats- und Regierungschefs ihr Engagement für eine inklusivere, repräsentativere und effektivere internationale Schuldenarchitektur und die Notwendigkeit weiterer Reformen im Bereich der Umschuldung und der Tragfähigkeit der Schuldenlast.
Ausblick: Die Dynamik in einer Zeit der Fragmentierung aufrechterhalten
Weder die G20 noch die COP30 haben umfassende Reformen hervorgebracht. Aber beide haben gezeigt, dass selbst in einem zerrissenen geopolitischen Umfeld die Koalitionen der Willigen stärker werden, die Stimmen der Kreditnehmer besser koordiniert sind und die Tragfähigkeit der Verschuldung wieder zu einem zentralen Thema in den globalen politischen Debatten geworden ist. Die Herausforderung besteht nun darin, diese Dynamik in Taten umzusetzen: von der Erkenntnis zur Umsetzung und von einem fragmentierten Dialog zu robusten Mechanismen, die Länder dabei unterstützen, in ihre Bevölkerung, ihre Klimaziele und ihre langfristige Entwicklung zu investieren.
Weder die G20 noch die COP30 haben umfassende Reformen hervorgebracht. Aber beide haben gezeigt, dass die Stimmen der Kreditnehmer besser koordiniert sind.
Während die Welt auf die COP31 und einen weiteren G20- und G7-Zyklus zusteuert, ist die Aufgabe klar: Auf dem Erreichten aufbauen, den Kreis der Ambitionen erweitern und sicherstellen, dass Schuldenerlass und Klimaschutz gemeinsam vorangetrieben werden, anstatt isoliert zu bleiben. In diesem Zusammenhang werden die Vereinten Nationen und die Folgeprozesse der Vierten Internationalen Konferenz über Entwicklungsfinanzierung (FfD4) – darunter die Kreditnehmendenplattform und das im Entstehen begriffene Sevilla-Forum – eine immer wichtigere Rolle spielen. Diese inklusiveren Räume bieten wichtige Gelegenheiten, Reformbemühungen zu verankern, die globale Finanzierung mit Prioritäten in den Bereichen Entwicklung und Klima in Einklang zu bringen und die in Johannesburg und Belém entstandene politische Dynamik aufrechtzuerhalten.
Dieser Beitrag wurde zuerst auf drgr.org veröffentlicht und wurde maschinell übersetzt.