Umfrage: Was Deutschland zum Thema Wasser denkt

Atlas

Wie schaut die Bevölkerung auf Themen wie Wasserknappheit, Hochwasser und Wasserqualität? Antworten gibt eine exklusiv für den Wasseratlas durchgeführte Befragung.

Umfrage im Jahr 2024 zur Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zum Wasserschutz, Ergebnisse in Prozent
Teaser Bild Untertitel
Transparenz erwünscht: Eine große Mehrheit würde es begrüßen, wenn Unternehmen den Wasserverbrauch ihrer Produkte zukünftig auf die Verpackung drucken

Prioritäten in der Gesellschaft

Für die im August 2024 durchgeführte Studie wurden 1.019 Erwachsene online befragt. Die Stichprobe ist für Deutschland hinsichtlich Alter, Geschlecht, Region und Bildung repräsentativ. Eine zentrale Erkenntnis: Die meisten Bürger*innen blicken positiv auf das Thema Wasser. Sie verbinden mit Wasser Eigenschaften wie überlebenswichtig, erfrischend, natürlich. 87 Prozent der Bürger*innen stimmen zu, dass wir als Gesellschaft mehr auf unser Wasser achten sollten. 

Gleichzeitig zeigt die Befragung aber auch, dass viele Menschen bei anderen Themen deutlich mehr Handlungsdruck sehen, auch wenn sie Wasser für schützenswert halten. Fragt man nach den drängendsten Themen, steht die Wirtschaftskrise an erster Stelle – gefolgt von Klimawandel, Migration, Krieg und der Energiekrise. Nur für 2 Prozent sind Wasserkrisen wie Hochwasser, Dürre oder Wasserverschmutzung das dringlichste Problem. Dieser vergleichsweise optimistische Blick auf Wasser wird wissenschaftlich mit dem Begriff Wasserblindheit beschrieben. Gleichzeitig geht eine große Mehrheit der Befragten davon aus, dass die Wasserversorgung in Deutschland durch die Klimakrise teilweise oder sehr gefährdet ist. Gut 12 Prozent geben an, sogar schon einmal stärker persönlich von Überschwemmungen betroffen gewesen zu sein. Wasserverschmutzung haben 9 Prozent und Dürre 6 Prozent stärker erfahren. Und doch: Der genaue Zusammenhang zwischen 
Klimakrise und Wasserversorgung ist vielen weniger klar. Durch den Wechsel von Trockenheits- und Überschwemmungsjahren, zu viel und zu wenig Wasser, erscheint die Klimakrise erst einmal widersprüchlich. Der komplexe Zusammenhang von Wetterereignissen und Klimakrise wird auch als Attributionsproblematik bezeichnet. Sie könnte ein Grund sein, warum die Bevölkerung Wasserschutz zwar wichtig findet, dem Thema aber nur mittlere Priorität beimisst. Nur 10 Prozent erwarten das, was die Klimaforschung für Deutschland als wahrscheinlich ansieht: mehr Regen im Winter, weniger im Sommer. Es ist keine leichte Aufgabe für die Wissenschaftskommunikation, die Bevölkerung über die langfristig wahrscheinlichen Folgen der Klimakrise für den Wasserhaushalt aufzuklären – und zugleich klarzumachen, warum es in einem Sommer wie 2024 auch mal gegen den Trend mehr regnen kann.

Wasseratlas 2025

Der Wasseratlas 2025

Wasser ist lebenswichtig, doch Übernutzung, Verschmutzung und Klimawandel bedrohen die Vorräte. Besonders Industrie und Landwirtschaft bieten großes Potenzial für wasserschonendere Systeme, erfordern aber Veränderungsbereitschaft. Der Wasseratlas 2025 von Heinrich-Böll-Stiftung und BUND informiert über den Schutz von Wasserökosystemen und das Menschenrecht auf Wasser.


Die Umfrage zeigt

Geht es um den eigenen Haushalt, unterschätzen viele Bürger*innen, dass mehr als die Hälfte des individuellen Wasserverbrauchs durch Körperpflege und Toilettenbenutzung stattfindet. Die meisten Befragten gehen davon aus, dass sie schon hinreichend Wasser einsparen, weshalb sie wenig Verbesserungspotenzial für sich sehen – obwohl ein erheblicher Teil der Haushalte wichtige und einfache Maßnahmen wie Durchflussbegrenzer und Wassersparknopf nicht konsequent nutzt. 

Regionale Wasserknappheit in den verschiedenen Weltregionen können die Befragten kaum korrekt einschätzen. Das Konzept des Wasserfußabdrucks ist in der Bevölkerung weitgehend unbekannt, stößt aber nach Erklärung – das zeigt die Umfrage deutlich – auf reges Interesse. Fast zwei Drittel der Befragten wüssten gern, in welchen Produkten viel Wasser steckt. Ein entsprechendes Label zum Beispiel auf Lebensmittelverpackungen wäre für die Menschen interessant. Der sogenannte knappheitsgewichtete Wasserfußabdruck etwa berücksichtigt den Wassermangel in der Erzeugerregion eines Produkts. Er könnte als Teil eines Umweltlabels für Lebensmittel und Textilien verdeutlichen, wie viel Wasser insgesamt für die Herstellung eines Produkts benötigt wurde. 

Die Befragten sagen deutlich

Die primäre Verantwortung für die Wasserqualität in Deutschland liegt bei der Industrie, der Wasserwirtschaft und der Politik. Politische Maßnahmen zum Wasserschutz wie Informationskampagnen, Beratung, aber auch der verpflichtende Einbau intelligenter Wasserzähler werden grundsätzlich breit akzeptiert. Dem Einsatz ökonomischer Instrumente wie einer Wasserschutzsteuer oder situationsangepasster variabler Wasserpreise stehen die Menschen jedoch skeptisch gegenüber. Im Hochwasserjahr 2024 werden alle Schutz- und Präventionsmaßnahmen zum Hochwasserschutz sehr breit unterstützt. Das zeigt, dass gerade beim Wasserschutz Gelegenheitsfenster genutzt werden sollten, in denen sich politische Maßnahmen vermitteln und dadurch besser durchsetzen lassen.