Erfindungen und neue Institutionen lösen häufig ökonomische Umwälzungen aus. Mit der Kolonialisierung und Industrialisierung wurden Handel, Rohstoffgewinnung und Warenproduktion globalisiert. Heute besteht die Herausforderung darin, den Wohlstand ohne fossile Energie zu erneuern.
Tiefgreifende Veränderungen hat es in der Wirtschaft immer gegeben. Oft gingen sie auf technologische und institutionelle Neuheiten zurück. Erfindungen wie das Heckruder im Schiffbau im 11. Jahrhundert oder der Buchdruck im 15. Jahrhundert revolutionierten stets auch ökonomische Prozesse. Im 16. Jahrhundert etwa entstanden über die Seewege weltumspannende Kolonialreiche europäischer Monarchien und ein blühender internationaler Handel. Wohlhabende Europäer*innen konsumierten Luxuswaren wie Gewürze, Tee und Zucker, für die aber Arbeiter*innen und Sklav*innen auf den Plantagen Asiens und Amerikas ausgebeutet wurden.
Im späten 18. Jahrhundert setzte in England eine Entwicklung ein, die das Wirtschaften auf radikale Weise veränderte: Neuheiten wie die Dampfmaschine mit ihrem Antrieb aus Kohleenergie schufen neue Produktionsmöglichkeiten und -kapazitäten. Industrien wie der Eisenbahnbau entstanden. Die Stahlerzeugung revolutionierte Branchen wie den Schiffbau. Im Handel entfalteten die technologischen Neuerungen des 19. Jahrhunderts eine bahnbrechende Wirkung: Über Dampfschiffe und Eisenbahnnetze wurde es leicht, große Distanzen zu überwinden. Seit den 1860er-Jahren entstand ein Weltmarkt für Güter wie Öl oder Weizen. Der internationale Aktienhandel wurde zunehmend wichtiger: Londoner und Hamburger Kaufleute finanzierten Projekte wie Eisenbahntrassen von Argentinien bis Ägypten. Der entstehende Imperialismus sicherte gleichermaßen die Herrschaftsansprüche der Kolonialmächte wie die Interessen des Kapitals.
Die Industrialisierung veränderte die Gesellschaft grundlegend. Die durch den massenhaften Zuzug von Lohnarbeiter*innen stark wachsenden Städte boten kein traditionelles Sicherungssystem mehr, wie es die ländliche Familie bis dahin war. Ausbeutung und Armut veränderten ihr Gesicht. Um dem Aufstieg der sich dagegen formierenden Sozialdemokratie etwas entgegenzusetzen, initiierte Reichskanzler Otto von Bismarck in den 1880er-Jahren Gesetze zur Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung. Sie markierten international den Beginn des Sozialstaats.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 kam der globale Handel zum Erliegen, was die europäischen Länder um ihre Wohlstandsgewinne brachte. Die mangelnde Fähigkeit der Nationalstaaten zur Kooperation verhinderte einen raschen Wiederaufbau Europas nach Kriegsende 1918, führte zur Hyperinflation 1923 und 1929 zur größten Weltwirtschaftskrise der Geschichte. Die Spaltung der Gesellschaft und ihre Radikalisierung begünstigten die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933. Anders als nach dem Ersten gelang nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 der Wiederaufbau in Westdeutschland, auch dank finanzieller Unterstützung der USA. Während des „Wirtschaftswunders“ bis 1973 boomten alte und neue Industrien gleichzeitig, von der Schwerindustrie bis hin zur Unterhaltungselektronik.
Bis zu dieser Zeit konnten die sozialistischen Länder des Ostblocks im Wettkampf zwischen Markt- und Planwirtschaft noch mithalten, seit den 1970er-Jahren aber aufgrund mangelnder Innovationsfähigkeit und unternehmerischer Initiativen nicht mehr. Die Volksrepublik China jedoch läutete ab Ende der 1970er-Jahre mit dem Aufweichen der Planwirtschaft eine neue Phase der Globalisierung ein. Das hat in den folgenden Jahren zu einem exponentiellen Wachstum von Chinas Wirtschaft geführt, die noch weitgehend von fossilen Energien abhängig ist. Große Teile der Fertigungsketten westlicher Unternehmen wurden in die asiatische Diktatur ausgelagert.
Der Ausstieg aus klimaschädlichen Produktionsweisen hat also, global gesehen, noch nicht eingesetzt. Als existenzielle Frage wird dieser alternativlose Schritt die Menschheit vor ebenso revolutionäre Herausforderungen stellen wie alle vorangegangenen Umwälzungen in der Weltwirtschaft.